Eintritt Rocky Mountains

Yellowhead HwyWir erwachten unter einer dicken Wolkendecke. Das Ändern des gestrigen Programmes hatte zum Nachteil, dass der Mount Robson heute fatal in den Wolken verschwand. Ich ärgerte mich, weil ich eigentlich den kleinen Abstecher von 30km noch am Vortag machen wollte. Und da war der Himmel glasklar. Kleiner Teaser: Auch am folgenden Tag war der Himmel wolkenlos. Nur an diesem Tag war vom höchsten Berg (3954m) der Rocky Mountains nicht zu sehen.
Somit hatte ich keinerlei Lust auch nur kurz dort anzuhalten.

Visitor Center JasperIn Jasper nahmen wir ein verspätetes Frühstück im Pub ein. Das zog sich leider in die Länge, da Chef und Bedienung nicht mit dem Antrag gerechnet hatten. Dafür war das Essen sehr gut. Bis auf ein paar Entschuldigungen gab es aber auch keine weiteren Entschädigungen.
Me and my bearIch nutzte die Wartezeit und holte mir Informationsmaterial zu Jasper und den Icefield Parkway im gegenüberliegenden Visitor Center. Dabei verliebte ich mich in einem kleinen Bären, den ich dann auch im Andenken an das tolle gestrige Erlebnis mit nach Hause nahm.

Nach kurzem Einkauf in Liquor Shop (Bier und eine Flasche Wein von der wohlklingenden Winzerei „Dirty Laundry“) und Supermarkt - der auch hier mit sehr leeren Regalen aufwartete- stürmten wir noch schnell den örtlichen Starbucks genau um 3pm als „letzte Kunden des Tages“. Der Verkäufer erklärte uns, er habe Schwierigkeiten, Personal zu bekommen, deshalb würde er so früh am Tag schließen. Das wäre aber jede Saison so und nicht Covid-geschuldet.
Das Problem schien allgegenwertig, denn wir sahen auf der ganzen Reise viele Schilder mit Aufschrift "Now hiring..."

Wir fuhren zum Maligne Canyon, bei dem nun am Nachmittag der Besucherandrang. etwas nachließ. Unser Plan (auf Anraten des Reiseführers) ging auf, denn tatsächlich war hier über den Tag sehr viel los gewesen sein. Die Schilder, die einen vollen Parkplatz anzeigten, standen noch da.

Wir liefen bis zur 5th Bridge. Der Maligne Canyon ist sehr speziell, denn das Wasser fließt nicht nur im sichtbaren Flussbett ins Tal, sondern auch durch über viele kleine und größere Wege im Fels. An vielen Stellen tritt das Wasser aus dem Felsen hervor und vereinigt sich mit dem Fluss.

Bis zum Maligne Lake fuhren wir nicht mehr, da man ohne großen Aufwand (Hike oder Bootsmiete, Zeit) nicht zur Spirit Island – das Fotomotiv schlechthin - kommt. Und mit einem Boot voller Touris brauche ich den Ort außerdem auch nicht zu fotografieren.

Waterfall at Edith Cavell TrailWir nahmen lieber schon mal die ersten Attraktionen auf dem Icefield Parkway in Angriff. Denn auch hier galt die Devise, lieber in Früh- und Abendstunden besuchen als sich über überfüllte Parkplätze zu ärgern.

Doch erst einmal gab es Verkehrschaos an der Kreuzung Yellowhead Hwy / Icefield Parkway. Verkehrschaos heißt Tiersichtung! Und tatsächlich graste eine Gruppe Wapiti-Kühe etwas abseits der Straße.

Neugieriges StreifenhörnchenDas erste Ziel war die Edith Cavell Road an deren Ende ein kurzer Weg – Path of the Glacier Trail- zum Gletscheraussichtspunkt inkl. Gletschersee führt.
Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben einen Gletscher im Sommer und der Gedanke daran, dass die zu sehenden Eisschichten mehrere Tausend Jahre alt sind bewegte mich. Allerdings konnten wir auch sehen, dass der Angel Glacier auf dem Mount Edith Cavell schon sehr an Größe abgenommen hatte in den letzten Jahren, was mich noch sehr viel nachdenklicher machte. Auch der Gletschersee war schon sehr reduziert, auch wenn auf dem auch jetzt im Hochsommer noch kleine Eisschollen trieben.

 

 

 

roebuckWir fuhren die 14km lange  Stichstraße wieder zurück (nichts zu empfehlen mit größeren RVs, da es einige Spitzkehren gibt) und die 93A weiter Richtung Süden, wo uns ein kleiner Rehbock entgegen kam.
Das geplante Picknick beim „Meeting of the Waters“ fiel aus, weil keiner von uns Hunger hatte. Unser "Brunch" hatte sich einfach zu sehr verzögert. Außerdem tröpfelte es immer mal wieder. Also fuhren wir direkt bis zu den Athabasca Falls durch.

Athabasca FallsJetzt - am frühen Abend - war der Parkplatz nur noch spärlich besetzt. Sehr gut für uns. Leider zog sich der Himmel weiter zu und tatsächlich fing es zu regnen an. Erst ärgerte ich mich.
Doch Regen hat auch seine Vorteile. Erst recht, wenn dann noch im Rücken die Sonne herauskommt. Plötzlich wurden die Fälle von einem wunderbaren Regenbogen eingerahmt.

Natürlich gab es nun für mich kein Halten mehr. Ich ließ meine Männer stehen und stürmte zurück auf die Aussichtsplattform, die leider auch gerade von einer "Busladung“ Inder in Beschlag genommen wurde. Irgendwie schaffte ich es, mein Stativ an der günstigsten Stelle aufzubauen, und ließ mich die nächsten 20 oder gar 30 Minuten auch nicht von Ellbogen und Remplern vertreiben. Ich stand, wie der Fels in der Brandung.
Das Schauspiel wurde noch gesteigert, als sich das Sonnenlicht nicht nur in den Regenwolken brach, sondern schließlich auch im Sprühnebel des Wasserfalls.

  

Nach diesem tollen Erlebnis fuhren wir „zurück“ auf den Whistler Campground. Doch nicht ohne einen weiteren Halt: Ein prächtiger Hirsch stand direkt am Straßenrand und ließ sich nicht von den anhaltenden PKWs stören.

Whistlers Campground Whistlers Campground Bei der Buchung hatte ich ein wenig Bedenken vor der Größe dieses Campgrounds. Ich rechnete mit kleinen Sites und einer großen Lautstärke durch die vielen Besucher. Beides bewahrheitete sich nicht. Der Campground ist riesig, aber auch weitläufig. Die Sites sind schön und systematisch gut angelegt. Holz konnte man sich kostenlos abholen, wobei wir hier Glück hatten und die letzten Holzklötze in unser Auto retten konntenWhistlers Campground.
Der Himmel zog langsam auf und Lagerfeuer war erlaubt. Und so lernte unser Sohn, Holz zu spalten. Ich schickte einige Bitten in den Himmel und schaute lieber in meinen Laptop, aber irgendwie müssen sie es ja lernen. Unfallfrei und stolz fachte er mit seinen gespaltenen Scheiten das Feuer an. Und neben ein paar Würstchen werden noch mal S‘mores gegrillt unterm Sternenzelt auf einen erstaunlich ruhigen Campground.

  • Unterbringung: Whistlers Campground
  • Zeit unterwegs: 10 h
  • Kilometer gefahren: 232 km
  • Kilometer gelaufen: 4,51 km
  • Wasserfälle: #13 Angel Glacier, #14 Athabasca
  • Besonderheiten: Athabasca Falls unterm Regenbogen und einige Tierbegegnungen